Ein Früh- und ein Spätwerk von… Christian Boltanski
Wie entwickeln sich Künstler? Haben sie eine Philosophie, der sie mehr oder weniger unbewusst zu folgen versuchen? Diese Frage stellen wir uns und möchten sie heute mit Ihnen teilen, indem wir Ihnen ein frühes und ein späteres Werk desselben Künstlers, Christian Boltanski, zeigen.
Entwickelt sich ihr Denken also weiter oder ändert es sich völlig?
Im Jahr 1967 malte der französische Künstler Christian Boltanski das Gemälde La Chambre Ovale (Das ovale Zimmer). Damals war er 33 Jahre alt. War das eine Erinnerung an seine Jugend, an einen Moment, als er allein in seinem Zimmer war? Vielleicht ja… In den späten 1960er Jahren hörte der Künstler endgültig mit der Malerei auf. Personnes (Personen / Niemande), das 2010 anlässlich der Monumenta im Grand Palais präsentiert wurde, ist eine Ansammlung von 50 Tonnen Kleidungsstücken mit einem fast unerträglichen muffigen Geruch, mit der der Künstler die Verbrechen gegen die Menschlichkeit anprangert.
Diese beiden Werke, die so gegensätzlich zu sein scheinen (Medium, Dimensionen, Maßstab, politische und soziale Implikationen), enthalten beide die bevorzugten Themen des Künstlers: die Qual der Anonymität, die Unausweichlichkeit des Todes, die geschlossenen und Angst einflößenden Räume. Der Künstler hat nur die Perspektive gewechselt: Er erzählt nicht mehr von seiner Vergangenheit oder seiner Kindheit, sondern taucht in das Universum der anderen ein, der Anonymen, der Ausgegrenzten und der Vergessenen.
Ob individuell oder kollektiv, die Erinnerung ist das wichtigste Thema in Boltanskis Werk.
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