
Amerikanische Präsidenten in der Kunst
Seit den Anfängen der Medienmacht in den 1960er Jahren haben die US-Präsidenten immer die Neugier der Welt geweckt. John F. Kennedy, Ronald Reagan, Barack Obama und Donald Trump – die Gesichter früherer und heutiger Präsidenten sind in der zeitgenössischen Kunst reichlich vertreten. Ob in Gemälden, Skulpturen oder Fotografien, es gibt viele Künstler, die sich zwischen Kunst und Politik bewegen und sich daran erfreuen, Ikonen der politischen Szene zu vergrößern, zu karikieren und darzustellen. Anlässlich der 59. amerikanischen Präsidentschaftswahlen, die am 3. November 2020 stattfinden werden, bietet Artsper eine moderne Annäherung an amerikanische Präsidenten, dargestellt durch 10 zeitgenössische Kunstwerke.
Shepard Fairey (Obey), Obama Vote signed
Wenn man über zeitgenössische Kunst und Politik nachdenkt, kommt einem unwillkürlich Shepard Fairey in den Sinn, besser bekannt unter dem Spitznamen OBEY. Als äußerst einflussreicher und politisch aktiver Künstler unterstützte Shepard Fairey aktiv die Kandidatur von Barack Obama während der Präsidentschaftskampagne, in der er gegen den Republikaner John McCain antrat. Dieses bekannte Porträt entstand 2008 zusammen mit seinen anderen ikonischen Werken: Hope, Yes we did und Change. Shepard Faireys virale Siebdrucke zu Gunsten Obamas spielen eine Schlüsselrolle bei der Popularisierung des Präsidenten. Sie trugen auch dazu bei, ein positives Bild des demokratischen Kandidaten zu verbreiten, der später der erste afroamerikanische Präsident der Vereinigten Staaten wurde.
Die künstlerische Handschrift von Shepard Fairey ist bei diesem Werk schon von weitem zu erkennen – mit einem einzigen Blick! Besonders ikonisch ist sein grafischer Stil und eine Farbpalette, die sich auf die patriotischen Farben Rot, Weiß und Blau beschränkt. Wir haben es mit einem lächelnden und hoffnungsvollen Kandidaten zu tun. Shepard Fairey zeigt Barack Obama als einen Mann, der keine Angst vor dem Wandel hat und die amerikanische Gesellschaft voranbringen will.
Cleon Peterson, Useless Idiot Red
Useless Idiot – diese beiden Adjektive stehen im Mittelpunkt des Porträts, das Cleon Peterson uns mit diesem dreifarbigen Siebdruck von Donald Trump bietet. Die Originalität dieses Werks liegt in der Darstellung von Trumps Profil, das an die Gemälde Ägyptens oder des alten Griechenlands erinnert.
Der Betrachter hat es mit einem riesigen, macht- und geldgierigen Mann zu tun, der den Anzug eines Geschäftsmannes trägt. Der Blick in den Himmel und der Kopf in den Wolken erwecken den Eindruck einer unnahbaren Figur. Die Darstellung von Peterson trägt zwei Symbole auf seiner rechten Schulter, die das Wesen dieses Landes verkörpern: das Kreuz und die Waage der Gerechtigkeit. In seinem Rausch verloren, scheint er am Ende seines unersättlichen Aufstiegs angekommen zu sein. Der rechte Fuß gleitet ins Leere und bringt das Gebäude, auf dem er steht, zum Einsturz. Ist dies eine Allegorie auf sein Land, die Vereinigten Staaten?
Mr. Brainwash, President’s Day Bandana Edition

Anlässlich des President’s Day zeigt Mr. Brainwash ein ungewöhnliches Porträt von Präsident George Washington, dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten von 1789 bis 1797. Der President’s Day, ein nationaler Feiertag in den Vereinigten Staaten, wird am dritten Montag im Februar gefeiert. Er dient dem Gedenken an die verschiedenen Präsidenten der Vereinigten Staaten und gilt offiziell als Washingtons Geburtstag.
Hier macht sich der Künstler einen Spaß daraus, ein fast heiliges Emblem mit Fantasie und Humor zu übernehmen. Dieses Werk gehörte ursprünglich zu einem größeren Druck, der aus drei anderen Bildern bestand. Alle zeigen den Präsidenten in noch exzentrischeren Kostümen als die anderen. In diesem individuellen Siebdruck auf Papier zeigt Mr. Brainwash den berühmten George Washington lässig mit einem Kopftuch!
Onemizer, Le Mont Rushmore et les Présidents
Mit diesem Gemälde besucht Onemizer kein Geringeres als das am meisten verehrte Mausoleum in der Geschichte Amerikas! Hier erkennen Sie das National Memorial, das sich in South Dakota im Herzen der Black Hills-Bergkette befindet. Seit seiner Errichtung im Oktober 1927 ist es ein unantastbares Denkmal. Der Künstler hinterfragt daher die Dauerhaftigkeit einer „überholten“ Darstellung und die Verherrlichung dieser vier amerikanischen politischen Persönlichkeiten. Von links nach rechts: George Washington, 1. Präsident der Vereinigten Staaten, von 1789 bis 1797; Thomas Jefferson, 3. Präsident, von 1801 bis 1809; Theodor Roosevelt, 26. Präsident, von 1901 bis 1909; Abraham Lincoln, 16. Präsident, von 1861 bis 1865.
Das Werk ist das Symbol dieser überbordenden Jugend, die die Zügel einer stagnierenden Welt in die Hand nehmen will. Mit großen Pinselstrichen aus Sprühfarbe, Acryl und Filzstift dringt der Geist der Street Art in die steinernen Gesichter ein. Graffiti, bunte „Drips“ und diese Übertreibung der Moderne, die den Felsen zieren, verstärken die Kluft zwischen der historischen Vergangenheit und der Gegenwart, die sich ständig vorwärts bewegt. Das Ergebnis ist ein visueller Effekt, der durch die aufeinanderprallenden Farben entsteht, die diese Leinwand so auffällig und faszinierend machen.
Shepard Fairey (Obey), Lesser Gods Nixon

In diesem Siebdruck prangert Shepard Fairey die Lügen und die Korruption in der amerikanischen Gesellschaft an. Der Titel „Lesser Gods Nixon“ erinnert an den berühmten Slogan „In God we trust„, der auf der Rückseite jedes amerikanischen Dollars steht. Ein paradoxer Slogan für ein Land, dessen Verfassung die Trennung von Kirche und Staat vorsieht! Der Künstler weist auf die Verbindungen zwischen wirtschaftlichem Reichtum und politischer Macht hin. Dieses Werk liest sich wie eine Satire, eine überarbeitete und abgeleitete Kopie der amerikanischen Dollarnote, dem Symbol der amerikanischen Macht. Auf der Vorderseite, die ursprünglich das Porträt des ehemaligen US-Präsidenten George Washington trug, ist nun die Figur des sehr umstrittenen Präsidenten Nixon zu sehen. Fairey prangert eine Gesellschaft an, in der Wirtschaft und Politik so stark miteinander verflochten sind, dass auf jedem Geldschein die Figur des politischen Führers erscheint, was seiner Meinung nach ein charakteristisches Element des Totalitarismus ist.
Bei aufmerksamer Betrachtung dieses Werks fallen bestimmte Codes auf, die Shepard in mehreren seiner Kreationen immer wieder verschleiert. Zum Beispiel das Symbol des Gehorsamssterns und die Worte „OBEY“, die sich hinter bzw. unter Nixons Gesicht befinden. Shepard fordert uns auf, wachsam und aufmerksam zu bleiben.
Thomas Dellert, The American Dream Couple
Thomas Dellert-Bergh, auch bekannt als Thomas Dellacroix, ist ein zeitgenössischer Kunstfotograf, der für seinen provokanten und oft satirischen Ton bekannt ist. The American Dream Couple zeichnet ein wenig schmeichelhaftes Porträt der amerikanischen Gesellschaft während der Amtszeit von Präsident Kennedy. Marilyn Monroe nimmt den Platz von Jackie Kennedy ein, der legendären First Lady der frühen 1960er Jahre. Die Affäre zwischen John F. Kennedy und dem Hollywood-Star war in ganz Amerika bekannt, vor allem durch das berühmte und sehr anspielungsreiche „Happy birthday Mister President“. Aber sie wurde geheim gehalten, um den Patriotismus zu wahren!
Es ist ein falsches Amerika. Voller Verrat, den der Künstler hier unter dieser Maskerade von Farben und dieser Überlagerung von Collagen anprangert. Der leuchtend pinke Slogan „VOTE FOR AMERICA“ springt uns ins Auge. Er scheint die Menschen aufzufordern, sich den Befehlen einer Regierung zu beugen, die sie offen belügt, um den Anschein eines fantastischen „American Dream“ aufrechtzuerhalten.
Chris Britz, Obama
Der engagierte amerikanische Maler und politische Künstler Chris Britz drückt sich durch abstrakten Illusionismus und Porträts berühmter politischer Persönlichkeiten aus. Dieses Aquarell entstand 2008, dem Jahr, das den Beginn der Amtszeit des demokratischen Präsidenten Obama markiert. Britz konzentriert sich in seiner Arbeit auf die Darstellung von Ikonen in den Medien. Mit seiner Kunst zelebriert er die Bilder von Berühmtheiten, die von Zeitungen, Fernsehen und amerikanischem Radio verehrt und geprägt werden. Das strahlend weiße Lächeln blendet uns fast. Das Werk ist über und über mit dem Namen des Präsidenten bedeckt und gestempelt, so dass es fast zu einem Werbeslogan wird, der von seiner Bedeutung ablenkt. Am Ende verschwindet das Thema des Werks, obwohl es im Mittelpunkt steht, allmählich. Eine Metapher für die Art und Weise, wie Obama durch seine ständige Übermedialisierung und mediale Überpräsenz ausradiert wird.
Shepard Fairey (Obey), Demagogue
Als großer Bewunderer der britischen Rockband Franz Ferdinand lernte Shepard diese bei einem Konzert in Los Angeles kennen und äußerte den Wunsch, mit ihnen zusammenzuarbeiten, wenn sich die Gelegenheit dazu ergeben würde. Sein Werk Demagogue ist das Ergebnis. Im Jahr 2016 war der Präsidentschaftswahlkampf, in dem sich Clinton und Trump gegenüberstanden, in vollem Gange. Zu dieser Zeit nahm der Sänger der Gruppe, Alex Kapranos, Kontakt zu Shepard auf. Er teilte ihm mit, dass er bereit sei, mit ihm zusammenzuarbeiten, um das visuelle Erscheinungsbild ihres allerersten politischen Songs zu gestalten, nämlich des Songs Demagogue. Demagogie ist jede Autorität, die von einer oder mehreren Personen ausgeübt wird, meist durch eine schmeichelhafte Rede, die Leidenschaften schürt.
Shepard wurde durch das legendäre Werk von George Orwell, 1984, inspiriert. Ein dystopisches Spiegelbild eines totalitären Regimes, das sich am Stalinismus und am Nationalsozialismus orientiert. In seinem Werk ruft Shepard den Wahnsinn eines Politikers auf, der für eine Welt eintritt, in der es keine Meinungsfreiheit mehr gibt. Der Künstler porträtiert Trump hier als Soziopathen, als totalitären, machthungrigen Irren. Demagogue wirft ein Licht auf den erschreckenden Aufstieg dieser politischen Praxis der Angst und Spaltung auf Kosten einer hoffnungsvollen und integrativen Politik.
Shepard Fairey wendet sich gegen Trumps Politik und ruft das amerikanische Volk auf, seine Ablehnung zu zeigen. Er bringt seine Überzeugung zum Ausdruck, dass dies für Amerika und den Rest der Welt schädlich ist, und ruft Sie auf, zur Wahl zu gehen und Ihre Stimme abzugeben. Jeder Akt der Zivilcourage macht einen Unterschied. Wir laden Sie ein, das Lied zu hören und dabei das Werk aufmerksam zu betrachten, um sich ganz in das Werk zu vertiefen.
Karl Lagasse, One dollar original
Der von den Vereinigten Staaten faszinierte Karl Lagasse ist bekannt für seine Skulpturen, die das bekannte Symbol der amerikanischen Wirtschaft, den „Ein-Dollar-Schein“, neu interpretieren. Im Jahr 2016 stellte der französische Bildhauer während der Kunstmesse Art Paris sein Hauptwerk aus: einen 2 Meter langen Ein-Dollar-Schein im Grand Palais. Der Präsident der Französischen Republik gratulierte ihm sogar persönlich zum Erfolg und zur Qualität seiner Arbeit.
Beim Schaffen lässt sich Lagasse von seinen Gefühlen leiten. Erst wenn er sein Werk vollendet hat, entschlüsselt und analysiert er es. Das Werk des Künstlers ist eine persönliche, spontane und originelle visuelle Übersetzung eben dieser Allegorie der amerikanischen Gesellschaft. So erscheint auf der Vorderseite jeder amerikanischen Banknote der ehemalige amerikanische Präsident George Washington. Ein in der Zeit eingefrorener Präsident, der 300 Jahre später immer noch das Epizentrum der heutigen wirtschaftlichen und politischen Szene verkörpert. Das statische, ja verstaubte Porträt des Präsidenten kontrastiert mit der dynamischen Bewegung, die der Künstler auf die Banknote überträgt. Durch die Verwendung von Aluminium (ein modernes, verformbares und silbriges Metall) deutet der Künstler zudem diese Spaltung zwischen Vergangenheit und Gegenwart an.
Bambi Artist, Lie Lie Land

Auch „der weibliche Banksy“ genannt, ist das Pseudonym einer der berühmtesten britischen Straßenkünstlerinnen. Hier bietet sie uns eine parodistische Street-Art-Version des Films La La Land, der bei den Golden Globes mehrere Preise erhielt. Diese fast burleske Darstellung erschien zum ersten Mal auf einer Straßenwand in Islington im Norden Londons. Hier wollte sie die ikonische Jazz-Tanzszene des Films verewigen und tauschte Ryan Gosling und Emma Stone gegen das Duo Trump-May aus.
In der Tat erkennen wir den amerikanischen Präsidenten Donald Trump, der mit Theresa May, der Vorsitzenden der Konservativen Partei und Premierministerin des Vereinigten Königreichs von 2016 bis 2019, tanzt. Die Künstlerin versucht, eine Parallele zu ziehen zwischen der Leichtigkeit, die diesem Tanz im Film entweicht, und dem komplexen und beunruhigenden politischen Kontext der Zeit, in der der Film entstand. Sie ersetzte die Originalfiguren durch diese beiden politischen Stars, deren Anwesenheit ständig in den Schlagzeilen der Londoner Boulevardpresse zu finden war.
Zwischen Karikatur und Kult sind die Darstellungen von Präsidenten in der zeitgenössischen Kunst Ausdruck von gemischten Botschaften. Traditionelle oder originellere Medien? Figurative oder subjektive Darstellung? Diese einst unantastbaren und hoch verherrlichten Staatsoberhäupter sind heute zu kontroversen Themen geworden, die Straßenkünstler, Bildhauer und Maler aus der ganzen Welt inspirieren.

Über Artsper
Artsper, 2013 gegründet, ist ein Online-Marktplatz für zeitgenössische Kunst. Durch die Zusammenarbeit mit 1.800 professionellen Kunstgalerien auf der ganzen Welt macht Artsper die Entdeckung und den Erwerb von Kunst für alle zugänglich.
Mehr erfahren