Wenn Kunst und Film eins werden: 9 von der Kunst inspirierte Filme

Kunst und Film sind untrennbar miteinander verbunden. Beide bedienen sich meisterhafter Techniken, um eine unglaubliche Ästhetik zu schaffen, faszinierende Geschichten zu erzählen und starke Emotionen hervorzurufen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Filmregisseure den größten Meisterwerken der Kunst huldigen wollen. Ob durch eine Figur, einen Schauplatz oder sogar eine fast identische filmische Umsetzung – die Anspielungen der Regisseure auf ein Kunstwerk können subtil oder völlig unverkennbar sein! Entdecken Sie 9 Filme, in denen die künstlerischen Grenzen verschwimmen und Kunst und Film eins werden…

1. Scream (2000) und Edvard Munch’s Der Schrei

Wes Cravens ikonisches und einflussreiches Slasher-Horror-Franchise ist eindeutig von dem berühmten modernistischen Gemälde Der Schrei des norwegischen Expressionisten und Cravens Lieblingskünstler Edvard Munch inspiriert. Das Gemälde zeigt ein zweideutiges, geschlechtsloses Gesicht, das Chaos und Angst ausstrahlt, verstärkt durch die angstmachenden Gelb- und Rottöne des Himmels über dem Bild.

Craven verkörpert diese chaotische, furchterregende Energie des Gemäldes durch die ikonische Ghostface-Maske der Scream-Reihe. Die Maske, die von verschiedenen Figuren getragen wird, lässt wie das Gemälde ihre Identität verschwinden und hinterlässt nur diese starken Gefühle.

2. Shutter Island (2010) und Gustav Klimt’s Der Kuss

Das berühmte Gemälde Der Kuss des österreichischen Künstlers Gustav Klimt gilt als Symbol für Klimts Beziehung zu Emilie Flöge. Das Kunstwerk wird oft als archetypische Darstellung von Lust und romantischer Liebe angesehen. Klimts Kontrast zwischen dem einfachen Hintergrund und den reich geschmückten Figuren der Liebenden unterstreicht deren Bedeutung füreinander. 

Martin Scorceses psychologischer Neo-Noir-Thriller Shutter Island stellt dieses Gemälde offenkundig nach. Dies zeigt sich an Details wie den Mustern des Kleides der Frau und den gedämpften Gold- und Grüntönen im Hintergrund. Diese künstlerische Referenz hat den Effekt, dass sie die intensive Lust und die Instabilität der Ehe zwischen den Figuren von Leonardo di Caprio und Michelle Williams unterstreicht.

3. Pennies from Heaven (1981) und Edward Hopper’s Nighthawks

In dem Film Pennies from Heaven von Herbert Ross aus dem Jahr 1981 gibt es eine Filmszene, die eine deutliche Ähnlichkeit mit Edward Hoppers Gemälde Nighthawks aus dem Jahr 1942 aufweist. Das Gemälde zeigt vier Personen in unmittelbarer Nähe, obwohl ihre leeren Mienen auf eine emotionale Distanz zwischen ihnen hindeuten. Hopper wollte mit diesem Bild das Paradoxon zwischen dem Gefühl der Isolation und dem Aufenthalt in einem städtischen Raum darstellen. Die Verwendung von Licht und Farbe, die zwischen dunklen, düsteren Tönen und grellem, fluoreszierendem Licht wechselt, trägt zu einer düsteren Stimmung bei, die keinerlei Hoffnung enthält.

Der Protagonist von Pennies from Heaven ist in der Zeit der amerikanischen Depression angesiedelt, einer Zeit der Verzweiflung und des Elends, und kämpft darum, erfolgreich zu sein und Anschluss an sein Umfeld zu finden. Die Nachbildung des Gemäldes wird daher zu einem Symbol für die Isolation und Hoffnungslosigkeit, die in Ross‘ Film im Vordergrund stehen.

4. Django Unchained (2014) und Thomas Gainsborough’s Der Blaue Knabe

Quentin Tarantinos Post-Western-Blockbuster Django Unchained wurde von der Kritik hoch gelobt. Dies lag zum großen Teil daran, dass er die seit langem bestehende, überwiegend negative Darstellung von Schwarzen in Hollywood untergrub. Der Kostümbildner des Films wurde von The Blue Boy angezogen, einem in Auftrag gegebenen Porträt eines weißen, wohlhabenden Kaufmannssohns, nachdem er erfahren hatte, dass die Titelfigur von Django, dargestellt von Jamie Foxx, in seinem neuen Beruf als Kopfgeldjäger einen blauen Anzug tragen würde, nachdem er der Sklaverei entkommen war. 

Die Wahl eines ähnlichen Anzugs für diesen weißen Jungen, der über immense Privilegien und einen angemessenen Status verfügt, trug zur beabsichtigten Subversion von Rassenstereotypen durch den Regisseur bei. Darüber hinaus ist es ein Symbol für die Veränderung der gesellschaftlichen Stellung von Django.

5. The Shining (1980) und Diane Arbus’ Identische Zwillinge, Roselle, New Jersey, 1967

Stanley Kubricks Horrorklassiker The Shining, der auf dem Roman von Stephen King basiert, ist bekannt für seine ikonischen eineiigen Zwillinge. Die Mädchen, die das Hotel heimsuchen, das der Protagonist führt, terrorisieren ihn und das Publikum mit ihrer unheimlichen Ähnlichkeit. Im Laufe der Jahre sind sie zu einem symbolischen Klischee des Horrorgenres geworden.

Diane Arbus ist bekannt für ihre Fotografien von Menschen, die als Außenseiter oder ungewöhnlich gelten. Ein Beispiel dafür ist dieses ikonische Foto aus dem Jahr 1967 von Cathleen und Colleen Wade, einem 7-jährigen Zwillingspaar.  Kubrick ist bekanntlich ein Fan von Arbus‘ Arbeiten, und obwohl diese Inspiration unbestätigt ist, ist die Ähnlichkeit so frappierend, dass etwas Wahres dran sein muss!

6. Pan’s Labyrinth (2006) und Francisco Goya’s Saturn verschlingt seinen Sohn

Guillermo del Toros düsterer Fantasy-Film Pan’s Labyrinth hinterlässt bei vielen Menschen eindringliche Erinnerungen an das alptraumhafte Monster, den Pale Man. Es hat jedoch den Anschein, dass das Monster nicht nur der Fantasie des Filmemachers entsprungen ist. Vielmehr handelt es sich um eine Hommage an den spanischen Künstler Francisco Goya, einen Favoriten von de Toro. Eine Szene, in der der Bleiche Mann eine Fee verschlingt, hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit Goyas mythischem Gemälde Saturn verschlingt seinen Sohn. Das Kunstwerk stellt den römischen Gott Saturn dar, der sein eigenes Kind verschlingt. Die entsetzliche Brutalität des Gemäldes hat zweifellos dazu beigetragen, den furchterregenden und einprägsamen Antagonisten des Films zu schaffen.

Und das wäre nicht das einzige Mal, dass sich del Toro von Goya hat inspirieren lassen! In seinem Film Pacific Rim stellt der Regisseur den Giganten aus Goyas Der Koloss als riesigen Roboter dar und schafft damit erneut eine Verbindung zwischen Kunst und Film.

7. Uhrwerk Orange (1971) und Vincent Van Gogh’s Runde der Gefangenen

Stanley Kubricks albtraumhafter und gewalttätiger Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Anthony Burgess. Die Geschichte enthüllt ein erschreckendes und düsteres Bild der menschlichen Natur. Der Protagonist Alex wird nach einem brutalen Überfall ins Gefängnis gesteckt, wo er einer unmenschlichen Versuchsbehandlung unterzogen wird, um seine gewalttätigen Impulse zu behandeln.

In einer Szene werden die Gefängnisinsassen trainiert, indem sie ständig im Kreis geführt werden. Die klaustrophobische Atmosphäre, die durch die engen, hohen Mauern entsteht, ist eindeutig von Vincent Van Goghs Gemälde Runde der Gefangenen beeinflusst. Indem der Regisseur diese Elemente des Gemäldes nachstellt, unterstreicht er die entmenschlichenden Bedingungen in Gefängnissen und damit auch die erfolglose Versuchstherapie des Protagonisten.

8. The Dark Knight (2008) und Francis Bacon’s Head VI

Der Film von Christopher Nolan aus dem Jahr 2008 ist vielleicht am besten für Heath Ledgers phänomenale Darstellung des Jokers bekannt. Die perfekte Charakterisierung dieses Bösewichts ist zweifelsohne Ledger zuzuschreiben. Der Regisseur schuf jedoch auch die ebenso ikonische Ästhetik der Figur, inspiriert von seinem Lieblingskünstler Francis Bacon.

Head VI zog Nolan mit seiner chaotischen Energie, den violetten Tönen und den verwischenden Farben in seinen Bann. Daraufhin beschloss er, diese Elemente des Gemäldes in das chaotische Make-up und das violette Kostüm des Jokers einfließen zu lassen. Diese wilde, chaotische Ästhetik spiegelt die unberechenbare Persönlichkeit der Figur perfekt wider.

9. Der Exorzist (1973) und René Magrittes Das Reich der Lichter

Mit dem Kultklassiker Der Exorzist schlug Regisseur William Friedkin ein neues Kapitel im Genre des Horrorkinos auf. Gerüchten zufolge sah der Regisseur das Gemälde „Das Reich der Lichter“ des belgischen Künstlers René Magritte und wurde von ihm inspiriert. 

Das Gemälde des legendären Surrealisten war zweifellos die perfekte Wahl, um diese unheimliche Aufnahme zu inspirieren; die mysteriöse Dunkelheit, die das Haus umgibt, und die Lichtflecken, die von ihm ausgehen, erzeugen ein starkes Gefühl der Vorahnung. Die Verwendung von Magrittes surrealistischem Kunststil als Referenzpunkt schafft auch die perfekte Atmosphäre für den paranormalen Film.

Kunst und Film: Eng miteinander verbunden

Wenn man sich an diesen Beispielen der Vergangenheit orientiert, werden sich Filmemacher auch in Zukunft von der Kunst inspirieren lassen. Kunst und Film sind so eng miteinander verbunden, dass es schwierig ist, sie voneinander zu trennen. Wenn Sie sich das nächste Mal einen Film ansehen, halten Sie die Augen nach einem Hauch von Hopper oder Hockney offen! Manchmal entscheiden sich Regisseure sogar dafür, physische berühmte Kunstwerke in ihre Filme einzubauen, manchmal als Schwerpunkt der Handlung oder leicht versteckt…