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Inspirieren Sie sich 10 Sep 2015

Optische Täuschungen in der Straßenkunst: Trompe-l'œil 

Optische Täuschungen in der Straßenkunst: Trompe-l'œil 
Dan Witz, Baby Hands, optical illusions
Dan Witz, Baby Hands

Künstler haben sich schon immer für optische Täuschungen und visuelle Tricks interessiert. Von Arcimboldos Porträts aus Früchten und Gemüse über Salvador Dalis Doppelbilder bis hin zu Holbeins berühmter Anamorphose – Trompe-l’œil sind eine Quelle der Faszination in der Kunst.

Trompe-l’œil ist ein Genre, das sich die visuelle Verwirrung des Betrachters zunutze macht: Man weiß zwar, dass man vor einer flachen Oberfläche steht, aber die Augen nehmen trotzdem ein dreidimensionales Bild wahr. Täuschend und verlockend zugleich, ist Trompe-l’œil nicht auf Leinwände beschränkt, sondern erstreckt sich auch auf Wände. Diese Wandmalereien können atemberaubend sein. Der Standardeffekt des Trompe-l’œil ist die Illusion, dass ein flaches Objekt dreidimensional ist, oder der Eindruck, dass ein Gemälde aus seinem Rahmen herausspringt, was uns dazu bringt, unsere Wahrnehmung der Realität zu hinterfragen.

Heute nutzen viele Straßenkünstler diese alte Technik, um mit unserem Weltbild zu spielen und ihre Werke auf eindrucksvolle Weise in das Stadtbild zu integrieren.

Artsper hat 8 Wandbilder und Künstler ausgewählt, die die Kunst der optischen Täuschung beherrschen und den Betrachter in einen komplexen Dialog mit seiner Umgebung einbeziehen können.

1. Ernest Pignon Ernest

Ernest Pignon Ernest, Portrait of Pier Paolo Pasolini in the streets of Naples, optical illusions
Ernest Pignon Ernest, Porträt von Pier Paolo Pasolini in den Straßen von Neapel

Sein richtiger Name ist Ernest Pignon, sein Pseudonym ist Ernest Pignon Ernest. Er wurde 1942 in Nizza geboren. Er ist einer der Pioniere der Straßenkunst in Frankreich. Seit 1966 reist er durch Frankreich und die ganze Welt, um mit seinen flüchtigen Papierarbeiten an den Wänden der Städte an die allzu oft vergessenen Geschichten der verschiedenen Orte zu erinnern.

Für jede Serie gräbt er in der Vergangenheit der Orte, die er besucht. Er wählt dann eine bedeutende Episode oder einen Zeitraum aus, den er auf seine Weise interpretiert und auf der Straße ausstellt.

Von 1988 bis 1995 arbeitete er in Neapel, einer Stadt, in der sich die Schichten der Geschichte – griechisch, römisch, christlich – überlagern. Es ist eine Stadt, deren Ursprünge den Künstler zu einer Hommage an Caravaggio inspirierten.




2. Dan Witz

Dan Witz, Long Island City, Brooklyn, NY 2007, optical illusions
Dan Witz, Long Island City, Brooklyn, NY 2007

Der Künstler stammt aus Chicago und begann Anfang der 1980er Jahre in New York mit Street Art. Dan Witz wird oft als „Godfather of Street“ bezeichnet und ist heute international bekannt, vor allem für seine humorvollen Arbeiten auf Straßenschildern.

Sein Ansatz ist sowohl klassisch als auch modern: Die figurative Kunst ist für ihn Ausgangspunkt und Sprungbrett für expressivere und weniger wörtliche künstlerische Ansätze. Er nutzt neue Technologien und altbewährte Techniken in seinen Werken, um mehr Realismus zu erreichen. Das Licht zum Beispiel ist ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit.

Im Jahr 2008 begann er mit einer Serie von optischen Täuschungen, die Menschen hinter Gittern darstellen. Er platzierte sie an unerwarteten Orten in New York und anderen amerikanischen Städten. Diese Arbeiten sind verblüffend realistisch und werfen die Frage nach Gefangenschaft im wörtlichen und metaphorischen Sinne auf.




3. Anders Gjennestad, alias STRØK

Anders Gjennestad, Porsgrunn, Norway, 2013, optical illusions
Anders Gjennestad, Porsgrunn, Norwegen, 2013

Der norwegische Künstler Anders Gjennstad, alias STRØK, ist neu in der Street Art-Szene und tritt in die Fußstapfen der besten Schablonenkünstler. Er verwendet seine eigenen Fotos als Referenz für seine Arbeit und erstellt mehrschichtige Schablonen, um einen fotorealistischen Effekt zu erzielen.

Seine Arbeiten basieren auf der Wahrnehmung des Raums durch Perspektiven und Schatten: STRØKs Arbeiten lassen den Betrachter seine räumlichen Bezugspunkte verlieren und verschieben unseren Schwerpunkt. Der Betrachter findet sich plötzlich in einer sich bewegenden Umgebung wieder, in der aus „oben“ in jedem Moment „unten“ werden kann.

4. Mike Hewson

Mike Hewson, Christchurch, New Zealand
Mike Hewson, Christchurch, Neuseeland

Der neuseeländische Künstler schuf in seiner Heimatstadt Christchurch eine Reihe monumentaler Wandgemälde für das Projekt „Homage to the Lost Spaces“: Die Stadt war 2011 bei einem Erdbeben teilweise zerstört worden.

Mike Hewsons hyperrealistische und ephemere Kunstwerke waren an verschiedenen Orten der Stadt verstreut. Sie waren eine letzte Hommage an die Geschichte der zerstörten Gebäude und gaben ihnen für einen Moment ihr Leben zurück. Ziel war es, die Gebäude in ihrem früheren, funktionalen Zustand vor der Katastrophe zu zeigen. Die Wandbilder von Mike Hewson wurden nur an Gebäuden angebracht, die kurz vor dem Abriss standen; sie waren wie ein letzter Abschied von diesen Orten.

5. Eduardo Relero

Eduardo Relero, Spanien

Relero ist ein argentinischer Künstler, der sich auf surrealistische optische Täuschungen spezialisiert hat, die mit Kreide auf den Boden gemalt werden. Releros Werke, die für ein Publikum gemacht sind, wurden in der ganzen Welt gezeigt, von New York bis Rom, Mexiko und Tokio.

Als er begann, seine Werke auf die Straße zu bringen, wusste er noch nichts über die Kultur der Straßenkunst. Die Anamorphose ist sein bevorzugtes künstlerisches Mittel: Es handelt sich um eine verzerrte Projektion oder Perspektive, die den Betrachter dazu zwingt, spezielle Geräte zu benutzen oder einen bestimmten Standpunkt einzunehmen, um das Bild so zu sehen, wie es beabsichtigt ist. Daher muss der Betrachter das Bild selbst aktiv entschlüsseln.

6. Juandres Vera

The Mind is the Beast was made for Magic City, Juandres Vera, Germany
The Mind is the Beast wurde für Magic City, Juandres Vera, Deutschland, hergestellt

Der mexikanische Straßenkünstler Juandres Vera ist für seine hyperrealistischen Werke in der ganzen Welt bekannt, von Italien bis zu den Niederlanden, Thailand, Großbritannien und den Vereinigten Staaten.

Nachdem er mehrere Jahre als Dekorationsmaler gearbeitet hatte, wandte er sich der bildenden Kunst zu und begann 2007 mit temporären städtischen Installationen. Seine Kunst ist stark von der Barockmalerei und dem surrealistischen Stil beeinflusst.

7. Zilda

Zilda, Paris
Zilda, Paris

Es handelt sich dabei um einen französischen Autodidakt aus Rennes, der zunächst in seinem Atelier auf Papier arbeitet, bevor er seine Werke in den Straßen von Neapel, Paris, Lorient und anderen Städten ausstellt. Sein Werk erinnert stark an Ernest Pignon Ernest, den er offen als seine Hauptinspirationsquelle bezeichnet, sei es für seine Technik oder die Themen seiner Werke: Wie sein Vorbild interpretiert Zilda Figuren des öffentlichen Bewusstseins, mythologische und literarische Charaktere oft mit Humor neu.

Bei Zilda dreht sich alles um den Ort, an dem sich das Werk befindet, und den Dialog, den es mit der Umgebung eingeht. Die von Zilda sorgfältig ausgewählten Orte verdeutlichen den poetischen Aspekt seiner Arbeit.

8. Cayetano Ferrer

Cayetano Ferrer

Der amerikanische Künstler Cayetano Ferrer arbeitet mit Fotografie, Videos und Skulpturen und schafft optische Täuschungen, die auf Transparenz basieren. Seit 2004 lässt Cayetano Ferrer in seinen Serien „City of Chicago“ und „Western Imports“ Objekte wie Pappkartons und Straßenschilder in der Stadtlandschaft verschwinden.

Der Künstler macht zunächst ein Foto des ausgewählten Ortes und reproduziert dann die Szenerie auf einem Aufkleber, den er anschließend unter Berücksichtigung des Volumens auf das Objekt klebt. Das Objekt wird fast unsichtbar und verschwindet in seinem Hintergrund, aber nie so weit, dass der Betrachter seine Anwesenheit nicht mehr wahrnehmen kann.




Über Artsper

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